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Dies Academicus, 07.12.2022, Hörsaal II (Hauptgebäude)
Prozesse der Verwandlung begegnen uns allenthalben. Verwandlungen können ebenso als Effekte von Transformationsprozessen verstanden werden, wie umgekehrt jede Art der Veränderung immer wieder Neues entstehen lässt. Auf dem Forum stellen Nachwuchsforscher*innen ihre Ideen zum Thema Verwandlung vor. Die neun Vorträge kommen aus verschiedenen Disziplinen: Pflanzenforschung, Geographie, Soziologie, Psychologie, Kunstgeschichte, Literaturwissenschaft, Musikwissenschaft und Theologie. Es geht in den Vorträgen u.a. um Transformationen, die mit der Bewältigung von Katastrophen verbunden sind. Wir erfahren, wie die Verarbeitung natürlicher Prozesse in Kennzahlen für Produktinnovation genutzt wird. Es werden historische und gegenwärtige Prozesse von Strukturwandel der Arbeit vorgestellt. Schließlich sprechen die Vortragenden über Veränderungen, die mit materialen, medialen und spirituellen Formen der Aneignung von Orten und Identitäten verbunden sind.
Beteiligt sind das Strukturierte Promotionsprogramm der Philosophischen Fakultät, das Strukturierte Promotionsprogramm des Instituts für Germanistik, Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft und das Nachwuchsforum DIES&DAS, das seit 2015 am Dies Academicus fakultätsübergreifend Vorträge zu einem Themenschwerpunkt präsentiert.
Organisatorische Hinweise:
Die Vortragsreihe findet in Präsenz statt. Nur für den Fall, dass wir die Vortragsreihe digital anbieten müssten, finden Sie hier den Zoomlink, über den Sie sich in die Veranstaltung einwählen können.
Veranstalter*innen:
Priv.-Doz. Dr. Hedwig Pompe (Philosophische Fakultät/Neuere deutsche Literatur; Arbeitsstelle Internationales Kolleg; DIES&DAS Forum)
Prof. Dr. Annette Scheersoi (Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät/Fachdidaktik Biologie; Prorektorin Nachhaltigkeit; DIES&DAS Forum)
Prof. Dr. Jochen Sautermeister (Katholisch-Theologische Fakultät/Moraltheologie; Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät; DIES&DAS Forum)
Prof. Dr. Ulrich Ettinger (Philosophische Fakultät/Institut für Psychologie; Prodekan für Forschung und Internationales der Philosophischen Fakultät; Strukturiertes Promotionsprogramm der Philosophischen Fakultät)
Priv.-Doz. Dr. Peter Glasner (Philosophische Fakultät/Germanistische Mediävistik; Strukturiertes Promotionsprogramm des Instituts für Germanistik)
Betreuer*innen der Vortragenden:
Prof. Dr. Mechthild Albert; Prof. Dr. Clemens Albrecht; Prof. Dr. Elke Brüggen; Prof. Dr. Jens Gerrit Papenburg; Prof. Dr. Ralf Pude; Prof. Dr. Lothar Schrott; Prof. Dr. Harald Wolter-von dem Knesebeck
Hier finden Sie den Flyer und das Plakat dieser Veranstaltung.
Programm
Panel I Risiken und Wandel
9.10 Uhr
Begrüßung: Priv.-Doz. Dr. Hedwig Pompe
Katastrophen sind ein stetiger Begleiter aller Gesellschaften. Insbesondere vor dem Hintergrund des Klimawandels und des globalen Wandels werden das Risiko für Katastrophen und die Anfälligkeit unserer Gesellschaften für solche größer. Es ist daher entscheidend, dass wir das Katastrophenrisiko erfolgreich managen, sodass Schäden möglichst vermieden werden können. Der Vortrag soll anhand jüngster Ereignisse wie der Flutkatastrophe von 2021 und der Covid-19-Pandemie aufzeigen, vor welchen Herausforderungen das Katastrophenrisikomanagement steht und welche möglichen Ansätze zu dessen Verbesserung beitragen könnten.
Betreuer: Prof. Dr. Lothar Schrott
Wir alle wissen, dass Pflanzen CO2 zum Wachsen brauchen. Zwar ist es für die Pflanze überlebenswichtig, doch leidet das Klima deutlich unter zu hohen CO2-Konzentrationen. Der Aufwuchs mitsamt dem Kohlenstoff kann in langfristig nutzbaren pflanzenbasierten Produkten gebunden werden. Für die Herstellung dieser Produkte sind viele Kennzahlen nötig. Wir verwandeln in unserer Forschungsgruppe das Wissen über unsere Pflanzen und die hergestellten Produkte in Kennzahlen. Die Verwandlung vom Klimagas zum Werkstoff führt über diese Kennzahlen. Der Vortrag möchte zeigen, wie diese Transferleistungen am Institut INRES – Nachwachsende Rohstoffe stetig vorangetrieben werden.
Betreuer: Prof. Dr. Ralf Pude
Panel II Arbeitsstrukturen flexibilisieren – Neustrukturierung schaffen
11.10 Uhr
Begrüßung: Prof. Dr. Ulrich Ettinger
‚Arbeit‘ bezeichnet nicht nur einen Verwandlungsprozess – die Verwandlung von Arbeitspotential in konkrete Arbeit – sondern ist auch selbst in ihrer Deutung und Bewertung einem starken historischen Wandel unterworfen. Darauf müssen sich Organisationen, die auf Arbeit beruhen, einstellen. Je nachdem ob und wieso Arbeit hoch- oder geringgeschätzt wird, müssen Organisationen auf unterschiedliche Mittel zurückgreifen, um die für sie nötigen Arbeitsleistungen zu erhalten. Der Vortrag macht diese Problematik anhand einer Skizze bestimmter mittelalterlicher und heutiger Organisationsformen von Arbeit anschaulich: Grundherrschaften und Zünfte einerseits, Unternehmen der New Economy andererseits.
Betreuer: Prof. Dr. Clemens Albrecht
Zum Ende der Pandemie sind die gängigen Arbeitskonzepte vielfältiger geworden. Besonders die Möglichkeit / Pflicht zur Arbeit von zu Hause hat stark zugenommen. Aber wie verändert das Arbeiten von zu Hause unsere Stimmung, Zufriedenheit und Einsamkeit? Unter welchen Umständen und für wen verwandelt sich das Home-Office zur Wohlfühloase? Diese Fragen haben wir in einem Forschungsprojekt beleuchtet, bei dem 584 Personen über 4 Wochen lang jeden Abend zu ihrem Arbeitstag und ihrem Befinden befragt wurden. In meinem Vortrag werde ich Ergebnisse aus diesem Projekt vorstellen.
Panel III Materialität und Medialität
14.10 Uhr
Begrüßung: Prof. Dr. Annette Scheersoi
Bereits zu Beginn des 8. Jahrhunderts wurde in der Nordostecke der Stadt Regensburg ein steinerner Saalbau errichtet, in dem der Wanderbischof Erhard seine Grablege fand. Dieses Grab befindet sich bis heute an seiner ursprünglichen Position und bildet damit die stärkste Kontinuitätslinie in der tausendjährigen Geschichte des seit karolingischer Zeit an dieser Kirche ansässigen Frauenkonvents. In dem Vortrag sollen die Geschichte des „inferioris monasterii“ und seiner wechselnden Kirchenbauten als eine Geschichte der Verwandlung erfahrbar gemacht werden.
Betreuer: Prof. Dr. Harald Wolter-von dem Knesebeck
Die Verkleidung einer Leiche und die Verwandlung eines Scheintoten als Mittel zum Zweck in Sachen Ehebruch: Das und vieles mehr erwartet uns in der Erzählung Tristan als Mönch. Der zwischen 1210 und 1260 entstandene und anonym als Fortsetzung zu Gottfrieds von Straßburg Tristan überlieferte Text ist nicht allein mit Blick auf seine Positionierung im Überlieferungsverbund hochbrisant. Einen der spannendsten Aspekte – die Unschärfen zwischen einer Verkleidung im Sinne der Identitätsverschleierung und einer Verwandlung im Sinne der Identitätsüberschreibung – möchte ich in meinem Vortrag vorstellen.
Betreuerin: Prof. Dr. Elke Brüggen
Die Digitalisierung hat – wie in vielen gesellschaftlichen Bereichen – innerhalb der Musik diverse Transformationen initiiert. So sind u.a. Veränderungen innerhalb der Rezeptions- sowie der Produktionsformen zu verzeichnen. Die mit diesem Wandel einhergehenden computerbasierten Medien stellen selbst aber nicht etwas gänzlich Neues dar. Vielmehr kann man sie als Verwandlung bekannter musikalischer Medien in neuen Umgebungen verstehen. Solche Verwandlungsprozesse, auch ‚Remediation‘ genannt, möchte der Vortrag anhand von Musikproduktionssoftware ersichtlich machen.
Betreuer: Prof. Dr. Jens Gerrit Papenburg
Panel IV Verwandlung und Transzendenz
Anhand der Erzählung Aureola o Alvéolo des mexikanischen Kultautors Francisco Tario (1911 – 1977) werden in diesem Vortrag die Entwicklungen der ghost story in der lateinamerikanischen Literatur des 20. Jahrhunderts untersucht. Der Vortrag möchte zeigen, wie der Autor sich von der ursprünglichen europäischen Interpretation des Gespenstes als Verkörperung sozialer Traumata des 19. Jahrhunderts distanziert und wie die Geister dieser Erzählung in Metaphern der existenziellen Ungewissheit, die die phantastische Literatur der lateinamerikanischen Postmoderne besonders prägte, verwandelt werden.
Betreuerin: Prof. Dr. Mechthild Albert
Der Begriff ‚Verwandlung‘ liegt im theologischen Trend. Das gilt einerseits, weil die institutionalisierten Kirchen im Zuge gesellschaftlicher Transformationsprozesse und damit verbundener Plausibilitätsabbrüche um Veränderungen ringen, und andererseits, weil die Verwandlung einen zentralen Modus christlichen Glaubens bezeichnet. Bezeugt wird hier ein Gott, der Gefangenschaft in Freiheit, Unheil in Heil und, schlussendlich, Tod in Leben verwandelt. – Der Vortrag folgt diesen Spuren und gibt einen Überblick zur theologischen Relevanz der Verwandlung.
Verabschiedung: Priv.-Doz. Dr. Peter Glasner