Stadtvision.Stadtversion
Dies Academicus, 02.12.2015. HS III (Hauptgebäude)
In Anlehnung an das Thema des Wissenschaftsjahres 2015, Stadt der Zukunft, geben acht Bonner Nachwuchswissenschaftler/innen unter dem Schwerpunkt Stadtvisionen.Stadtversionen Einblicke in ihre Dissertations- und anderen Forschungsprojekte.
Ein Vortrag des indischen Architekten und Städteplaners Prof. Pratyush Shankar beschließt die Veranstaltung.
Programm
Das Bild der Stadt stiftet Identität und wird in Zeiten des zunehmenden Städtewettbewerbs zum Standortfaktor. Vor allem in schrumpfenden Städten, in denen sich die sozioökonomische Entwicklung an den Fassaden und Plätzen widerspiegelt, steigt die Herausforderung für alle an Planung und Bau beteiligten Akteure, das Bild der Stadt zu stärken – sowohl nach innen für die Bürger und Unternehmer der Stadt, als auch nach außen für potenzielle Investoren, Arbeitskräfte und Besucher. Doch wer entscheidet über die Gestalt gebauter Umwelt? Mit welchen Zielvorstellungen und mit welchen Einflussmöglichkeiten? Im Rahmen des Vortrags werde ich am Beispiel der Stadt Wuppertal baukulturelle Aushandlungsprozesse und Konflikte um die Stadtgestaltung aufzeigen.
Während die meisten literarischen Reaktionen auf 9/11 ein erstaunlich ähnliches Figurenpersonal aufweisen, das Ereignis aus Opferperspektive beleuchten und entsprechend in der Forschungsliteratur an Traumadiskurse angeschlossen werden, hat Jarett Kobeks Roman ATTA (2011) nicht nur einen Täter zum Protagonisten, sondern spielt mit einem in den Medien fast unbeachtet gebliebenen Fakt: Die Tatsache, dass Mohammed Atta Stadtplaner war und sich seine Masterarbeit mit kolonialer Architektur befasst, erschließt hier ganz anders grundierte Lesarten des Ereignisses. In meinem Vortrag möchte ich skizzieren, auf welche Weise raumtheoretische Diskurse des Urbanen und Globalen in diesem und anderen literarischen Texten reflektiert, aber auch mitkonstituiert werden.
Mobil, flexibel und dynamisch – so lautet eine gängige Beschreibung der Anforderungen, mit denen Erwerbstätige in der heutigen Arbeitswelt konfrontiert werden. Gesellschaftliche Veränderungen und ein Wandel der Erwerbsstrukturen führen dazu, dass berufsbedingte räumliche Mobilität, sei es in Form von Pendelmobilität zwischen Wohn- und Arbeitsort oder im Rahmen von Geschäftsreisen, zu einem festen Bestandteil von Erwerbstätigkeit wird. Infolge berufsbedingter Mobilität und dem damit verbundenen ständigen Wechsel zwischen verschiedenen Orten im Alltag können sich die Beziehungen zwischen Mensch und Raum ändern. Mein Vortrag greift die Frage auf, inwieweit regelmäßige berufsbedingte Mobilität zu einer Veränderung der Bindung der Menschen an ihren Wohnort führen kann und welche Auswirkungen damit für die Stadt der Zukunft verbunden sein können.
Lateinamerikanische Hausangestellte in Madrid verkaufen ihre /care/-Arbeit auf einem Weltmarkt, der sie in private Haushalte kanalisiert, wo sie Alte oder Kinder pflegen und den Haushalt managen. Arbeitsbedingungen und Arbeitsrechte sind prekär, Arbeitszeiten lang, viele Arbeiterinnen wohnen als „internas“ bei der Familie, für die sie arbeiten und somit abgeschieden von eigenen Kontakten. Ein Zusammentreffen und Austauschen in der Gruppe und das Erarbeiten eines öffentlichen Auftritts im Kollektiv ist für die Arbeiter_innen eine wertvolle Möglichkeit für Selbstreflektion und /empowerment/. Um auf ihre Situation aufmerksam und ihre Arbeit im öffentlichen Raum darstellbar zu machen, nutzen Hausangestellte in Madrid die Straße als Bühne für ihre politischen, kulturellen und poetischen Anliegen. Durch den Akt der Aneignung des öffentlichen Raums verorten die Migrant_innen sich als Bürgerinnen neu. Gleichzeitig werden Passant_innen aufgefordert, sich selbst als Bürger*innen zu repositionieren.
Auf deutschen Wohnungsmärkten werden Wohnungen zunehmend grenzüberschreitend gehandelt und institutionelle Investoren haben sich als wichtige Akteure etabliert. Zeitgleich ist durch die Notwendigkeit der privaten Altersvorsorge das private Interesse an Immobilien als Kapitalanlage gestiegen. Aufgrund dieser gestiegenen Nachfrage hat sich die Wohnraumversorgung gerade einkommensschwacher Haushalte verschlechtert. Das stellt die Kommunen vor besondere Herausforderungen. Am Beispiel der sozialen Erhaltungssatzung wird diskutiert, wie Kommunen versuchen, den Herausforderungen einer internationalisierten Wohnungswirtschaft zu begegnen und der Verdrängung einkommensschwacher Haushalte entgegen¬zuwirken. Ich argumentiere, dass die Internationalisierung der Wohnungswirtschaft zu einem Bedeu¬tungsgewinn kommunaler Wohnungspolitiken geführt hat, es für Kommunen aber zugleich schwieriger geworden ist, das Ziel einer sozial gerechten Wohnraumversorgung zu erreichen.
Im Sommer 2013 kam es für viele überraschend zu großen Massenprotesten in der Türkei. Zunächst war nur die Mega-Metropole Istanbul betroffen. Schnell gewannen die Ereignisse an Dynamik und die Proteste weiteten sich landesweit aus. In fast allen größeren Städten in 80 der 81 Provinzen regte sich Widerstand gegen die Politik der AKP-Regierung und das gewaltsame Vorgehen gegen die Demonstrierenden. Der mediale Fokus lag größtenteils auf den Geschehnissen rund um den Istanbuler Gezi Park und den angrenzenden Taksim Platz. Auch in Ankara kam es zu bedeutenden Protesten und heftigen Auseinandersetzungen. Mein Vortrag wird sich mit Fragen der Aneignung und Bedeutung zentraler Orte und Plätze in der türkischen Hauptstadt vor, während und nach den Protesten auseinandersetzen.
In this paper, I aim to analyse the representation of future cities as imagined in some recent young adult dystopian novels. A common denominator in many of these novels is the intersection of ecological, social and ideological risks or dangers that together inform a discourse on precarity which, in turn, implies questions of power on the one hand and questions of social justice on the other. I will mainly focus on the novels of two British authors, Saci Lloyd’s Carbon Diaries 2015 and 2017 (published in 2008 and 2009) and Julie Bertagna’s Exodus (published in 2002).
Die Inszenierung von Räumen ist heute nicht mehr beschränkt auf Themenparks wie Disneyland, sondern in unseren Alltag eingedrungen. So imitieren Einkaufszentren innerstädtische Strukturen und selbst Wohnquartiere wie etwa der in den 1990ern gegründete Ort Celebration in Florida werden thematisiert. Neben den sozio-ökonomischen Hintergründen dieses Trends zur Thematisierung erläutert mein Vortrag, warum es gerade die US-amerikanische Kleinstadt des frühen 20. Jahrhunderts ist, die zu einem wiederkehrenden Motiv insbesondere in der Gestaltung von Stadtvierteln einer US-amerikanischen Mittelklasse geworden ist. Zugleich werde ich der Frage nachgehen, ob es sich dabei um eine Utopie im ursprünglichen Wortsinns handelt: um einen Ort, den es niemals, nirgends gab.
The talk makes a case for imagining alternative urban histories. Until now, the history of cities has largely been written along the lines of political periods. But very few scholars have studied the history of societal or cultural changes together with landscape changes, for example agriculture, irrigation, water structures, gardens and plantation along with the growth of cities. The lecture will try and demonstrate how the story of evolution of our cities can essentially be understood as one being of human interaction with the natural resources around them. This will present an alternative way of imagining our cities with respect to their natural and man-made landscape conditions. The lecture will demonstrate this idea through both theoretical positions as well as case studies in South Asia, concluding with some provocations.
PD Dr. Hedwig Pompe, Pia Seiffarth, Patrick Schwarz (Arbeitsstelle Internationales Kolleg)
Jun.-Prof. Dr. Uwe Küchler (Fachdidaktik Englisch)
Prof.in Dr. Annette Scheersoi (Fachdidaktik Biologie)
Dr. Kai Sicks (Dezernat 7/BGZ)
In Kooperation mit:
Prof.in Dr. Britta Klagge (Geographie)
Prof.in Dr. Karoline Noack (Altamerikanistik/Kulturanthropologie)
Prof. Dr. Claus C. Wiegandt (Geographie)