Lehren und Lernen performativ:
Szenen des Unterrichtens von Fremdsprachen
Fortbildungsveranstaltung des DAAD in Kooperation mit der Universität Bonn; Montag, 15. Juli, Dienstag, 16. Juli 2019 (GSI Bonn)
Auf der Fortbildungsveranstaltung für Lektoren und Lektorinnen des DAAD sowie für Fremdsprachendozenten und -dozentinnen der Universität Bonn sollen Aspekte des Performativen im Bereich Lehren und Lernen von Fremdsprachen im Zentrum stehen.
Das zentrale Ziel der Veranstaltung besteht darin, die unterschiedlichen Facetten des Fremdsprachenlehrens und -lernens unter der Perspektive von Performanz aufzuzeigen. Dabei sollten auch die heterogenen Alltags- und Unterrichtskulturen in den Zielländern und -institutionen der Lektorinnen und Lektoren berücksichtigt werden.
Einige der in Deutschland erfolgreich durchgeführten Unterrichtsmethoden (etwa szenische Verfahren) werden in anderen Ländern nicht ausschließlich als innovativ und bereichernd wahrgenommen, sondern können auch Unbehagen auslösen. Hier besteht Diskussionsbedarf u.a. über mögliche Anpassungsstrategien und pragmatische Optionen der Übertragbarkeit von Unterrichtskonzepten in interkulturellen Lehrsituationen.
Programm
Wer sich über Entwicklungsstand der Fremdsprachendidaktik einen kompakten Überblick verschaffen möchte, schaut in der Regel in gängigen Handbüchern nach. Wer dies tut, wird schnell feststellen, dass die Fremdsprachendidaktik der Rolle der Künste in Lehr- und Lernprozessen bislang kaum gezielte Aufmerksamkeit geschenkt hat. Das verwundert sehr, zumal auf verschiedenen UNESCO-Weltkongressen (z.B. Seoul 2006; Lissabon 2010) dazu aufgerufen wurde, den Künsten einen höheren Stellenwert in der Bildung einzuräumen.
Warum aber und wie sollten die Künste speziell im Bereich Fremdsprachenunterricht eine wichtigere Rolle spielen?
Manfred Schewe antwortet in seinem Vortrag auf diese Frage, indem er die Teilnehmer/innen in die Grundideen einer innovativen Performativen Didaktik einführt, in welcher die integrative Kunstform Theater eine zentrale Rolle spielt. Dabei thematisiert er, seit wann im Bereich Fremdsprachen von ‚performativ‘ die Rede ist und klärt, was unter diesem Begriff genauer zu verstehen ist. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei dem Begriffselement Form und der Vorstellung vom Lehrer als ‚Formmeister‘ bzw. von der Lehrerin als ‚Formmeisterin‘. Anhand von ausgewählten Praxisbeispielen veranschaulicht der Vortrag, wie man sich einen performativ gestalteten Unterricht vorzustellen hat und inwiefern dieser aus neurowissenschaftlicher Sicht effektiv ist. Er schließt mit einem Plädoyer für die Förderung einer performativen Lehr- und Lernkultur in allen Bildungseinrichtungen.
Die Tätigkeit von DAAD-Lektor*innen ist sehr komplex. Die Hochschulen erwarten oft, dass sie einen frischen Wind in die Abteilung bringen, in der sie eingesetzt werden. Das können gut informierte Lektor*innen z.B. tun, indem sie sich mit den neuen Kolleg*innen und Studierenden an der Abteilung engagiert über die neuesten gesellschaftlichen Entwicklungen in der Bundesrepublik austauschen. Sie können allerdings auch ‚didaktische Frische‘ einbringen, indem sie ihren Sprach-, Literatur- und Kulturunterricht performativ gestalten. Dieser Workshop ergänzt die theoretischen Perspektiven in meinem Vortrag zur ‚Performativen Didaktik‘; im Workshop sollen performative Ansätze vorgestellt, an konkreten Beispielen praktisch erprobt und kritisch reflektiert werden.
Zeitgenössische Dramen und zeitgenössisches Theater sagen viel über die Gesellschaft aus, in der sie entstehen und stattfinden, können sie doch zeitnah aktuelle Themen und gesellschaftliche Diskussionen aufgreifen und setzen. Postmigrantisches Theater, das im 21. Jahrhundert im deutschsprachigen Theater eine wachsende Rolle spielt, blickt mit einer ganz eigenen Perspektive auf Gesellschaft. Es erzählt Geschichten von Menschen, die von Migration persönlich betroffen sind, ohne diese zwingend selbst erlebt zu haben, es vermittelt zeitgenössische Diskurse über Migration, Integration und Identität und entwickelt dabei oft eine spezifische Form der Dramatik. Anhand exemplarischer Ausschnitte aus verschiedenen postmigrantischen Dramen und Inszenierungen wird im Workshop reflektiert, welche Chancen und Grenzen der Einsatz dieser Texte für den DaF-Unterricht und seine verschiedenen Lernfelder bietet.
Wann beginnt ein Text? Mit dem ersten Wort oder bereits davor? Wie beende ich einen Text? Wie erschaffe ich einen Raum, eine Atmosphäre um mich herum, die mehr erzählt als das gesprochene Wort? In diesem Workshop geht es um innere Bilder, Präsenz auf der Bühne, den Umgang mit Sprache, verschiedene Erzählperspektiven und die Kunst des Erzählens aus einer schauspielerischen Perspektive heraus.
Ausgehend von persönlichen Erinnerungen und kurzen Erzähltexten, die wir methodisch durch kreatives Schreiben generieren, erproben wir mit kurzen Sprachimprovisationen verschiedenste Möglichkeiten der Textdarstellung. Mit einfachen schauspielerischen Methoden nähern wir uns dem Thema Bühnenpräsenz und lernen, unsere Stimme durch eine Vielzahl verschiedener Stimmübungen anders wahrzunehmen und einzusetzen.
Wir werden in diesem Workshop viel mit Sprache experimentieren und im Spiel ausprobieren. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.
Der Roundtable soll Gelegenheit zum kolloquialen Austausch über performatives Lehren und Lernen geben. Im Mittelpunkt stehen dabei einerseits die Erfahrungen der Teilnehmer/innen in den Workshops, andererseits die Frage, wie sich für Lektoren/innen und Sprachdozenten/innen der Universität Bonn entsprechende Konzepte praktisch verwirklichen ließen: Auf welche Weise können – die jeweiligen Unterrichtskulturen vor Ort berücksichtigend – performative Lehr- und Lernsituationen konkret gestaltet werden?
DAAD:
Elke Hanusch (Referentin Strategie: Germanistik, deutsche Sprache und Lektorenprogramm);
Maike Rech (DAAD)
Universität Bonn:
Priv.-Doz. Dr. Hedwig Pompe (AIK/Institut für Germanistik);
Penelope Kolovou (AIK);
Peggy Denda (AIK);
Prof. Dr. Florian Radvan (Institut für Germanistik)