Standorte und Weitblick: Fremdsprachen und kulturelle Performanz
Eine Tagung des DAAD und der Universität Bonn für DAAD-Lektoren und -Lektorinnen und Fremdsprachendozenten und -dozentinnen der Universität Bonn im Gustav-Stresemann-Institut am 18. Juli 2017.
Hier finden Sie das Tagungsprogramm.
Hier finden Sie die Fotostrecke der Veranstaltung.
Leitung:
Friederike Schomaker, Expertin für fachliche Lektorenbetreuung des DAAD
PD Dr. Hedwig Pompe, Arbeitsstelle Internationales Kolleg, Universität Bonn
Professor Dr. Florian Radvan, Institut für Germanistik, Vergl. Literatur- und Kulturwissenschaft, Universität Bonn
Programm
Mit diesem Workshop soll ein erster Einblick gegeben werden, den Fachsprachenunterricht in Deutsch als Fremdsprache zu planen und zu realisieren. Ziel ist es u.a., Verständnis über das Lernen von Fachsprachen und Vertrautheit mit den Prinzipien des Fachsprachenunterrichts zu entwickeln bzw. Fertigkeiten für den Unterricht und methodisches Wissen mit Hilfe von Beispielen aus der Fachsprache Jura zu erwerben.
Die Fachkommunikation zählt zu den Bereichen, für die in Zeiten zunehmender Internationalisierung, beruflicher Mobilität und weltweiter Informationsverbreitung der Bedarf an Fachsprachenunterricht deutlich zunimmt. Während der Fachunterricht vor allem prozessorientiert ist, größere Stoffpensen vorsieht und sprachlich nicht didaktisiert ist, dient vor allem der Fachsprachenunterricht der Vermittlung sprachlicher Handlungsfähigkeit in den jeweiligen Fächern bzw. in den ihnen eigenen Kommunikationszusammenhängen.
Neben der Fachterminologie, die einem meist zuerst zu dem Thema fachspezifischer Sprachunterricht einfällt, sind auch die Denk- bzw. Mitteilungsstrukturen, die in dem jeweiligen Fach üblicherweise verwendet werden, wichtig. Diese können je nach Sozialisierung des Fachsprachensprechers/der Fachsprachensprecherin einem unterschiedlichen Kommunikationsziel folgen. Anhand eines oder zweier juraspezifischer, fachsprachlicher Grammatikthemen soll dies veranschaulicht werden.
Für die Rolle des Lernenden im Fachsprachenunterricht spielt weniger die Frage, was für ein Lernertyp er/sie ist, eine Rolle, als vielmehr die Bestimmung der Faktoren, die den Ist-Zustand des Lernenden definieren, wie z.B. die Kenntnisse der Zielsprache, die Fachkompetenz, der Spezialisierungsgrad etc. Die Einbeziehung dieser Kenntnisse ist eine wichtige Voraussetzung für die Planung eines erfolgreichen Kurses. Der Lehrende wiederum verfügt häufig nicht über die Fachkompetenz des Faches, dessen Fachsprache sie oder er unterrichten soll. Dieser Mangel an Fachkompetenz wird häufig als Grund angeführt, warum Fachsprachenunterricht aus Sicht des Lehrenden nicht besonders attraktiv ist. Im Grunde reicht es aber aus, wenn die Lernenden fachkompetent sind. Bei angemessenem Material und passender Themenauswahl muss der Lehrende keine Fachfrau/kein Fachmann sein. Dies soll mit Hilfe eines kurzen Fachtextes und vorheriger kurzer Einweisung selbst erfahren werden.
Ob bewusst oder unbewusst, intra- oder interlingual: die übertragende Tätigkeit, die dem Übersetzen im eigentlichen Sinne zugrunde liegt, gehört zu den Kernkompetenzen aller Verstehensprozesse überhaupt. Übersetzen im weitesten Sinne des Wortes ist also Bestandteil von allem Sprachunterricht und von allen Kursen, die sich mit Kulturraumstudien oder transkultureller Vermittlung beschäftigen. Aber was ist „Über- setzen“ im eigentlichen Sinne, und wie kann eine Lehrkraft die Vielfalt an Tätigkeiten, die mit dem Übersetzungsprozess in Verbindung stehen, im Unterricht pädagogisch einsetzen?
Ziel dieses Workshops ist es, einen Rahmen zu schaffen, in dem Fragen rund um das Übersetzen und dessen Pädagogik aktiv diskutiert werden können. Wir werden mit einer kleinen Übung anfangen, in der wir alle einige kurze Sätze aus dem Japanischen ins Deutsche übersetzen. (Die Beispiele werden so vorbereitet, dass Kenntnisse des Japanischen nicht nötig sind.) Dann werden wir einige Paradebeispiele von typischen Übersetzungsproblemfeldern unter die Lupe nehmen, um zu verstehen (sprich: in den eigenen Erfahrungshorizont übertragen), wie bestimmte Vorstellungen von Übersetzen zu entsprechenden methodischen Ansätzen führen und welche Vorteile und Nachteile diese Ansätze haben (e.g. Kodewechsel und Skopostheorie). Dann wird das Problem der „Unübersetzbarkeit“ angesprochen – und zwar in Fällen, wo man eigentlich ein sehr hohes Maß an Äquivalenz zwischen Ausgangs- und Zieltext erwarten würde. (Hier wird es sich um Fachtexte/Finanzberichte handeln.) Zuletzt werden wir – anhand von kleinen Rollenspielen – das Problem der Körpersprache und deren Übersetzung in interkulturellen Begegnungen am eigenen Leib erfahren. Hoffentlich werden eine Sensibilisierung für die „Übersetzungsproblematik“ und viele pädagogisch produktive, offene Fragen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf den Weg nach Hause begleiten.
Der Workshop wird sich mit der Vermittlung deutschsprachiger Literatur (nach 1945) im Ausland befassen. Im Mittelpunkt stehen Erfahrungsberichte aus Seminaren und Vorlesungen an Deutschabteilungen insbesondere asiatischer Länder – darunter China, Japan, Korea, und Thailand –, in denen mit Gedichten und Kurzprosa gearbeitet wurde. Diese Texte werden in Auswahl vorgestellt und dienen als Grundlage der Diskussion. Im Vordergrund stehen dabei Probleme der Form und der Ästhetik, der Semantik und des sprachlichen Zugangs zu komplexen Texten. Von besonderer Bedeutung werden Fragen der kulturellen Differenz und des politischen Transfers sein.
Differenzierung kann methodisch-didaktisch auf unterschiedliche Art erfolgen. Die Auswahl geeigneter Aufgaben und die damit verbundenen Lernziele spielen dabei eine wichtige Rolle. Task-based language teaching ist ein Ansatz aus der Fremdsprachendidaktik, dem Kriterien wie das Erreichen kommunikativer Ziele oder die Vernetzung unterschiedlicher Kompetenzbereiche für sinnvolle praxisorientierte Aufgaben zugrunde liegen. Dabei liegt der Fokus einer solchen „authentischen“ Aufgabe nicht nur auf der sprachlichen Form.
Im Workshop wird eingangs das Konzept des aufgabenorientierten Lernens vorgestellt. Nach einem theoretischen Einstieg und einem Beispiel sollen gemeinsam Möglichkeiten der inneren Differenzierung durch vielfältige Aufgaben für Lerngruppen unterschiedlicher Sprachniveaus nach dem Ansatz des task-based language teaching erarbeitet werden.
Das Angebot von Bildungsmedien ist vielfältig und komplex. Die Sichtung und Auswahl geeigneter Lehrwerke, die sowohl auf die Voraussetzungen der Lerngruppe abgestimmt sind als auch den Zielvorstellungen der Lehrenden entsprechen, stellt eine große Herausforderung dar.
An diesem Punkt setzt der Workshop an. Beginnen werden wir mit einer Systematisierung des breiten Spektrums an Bildungsmedien für den DaF-Unterricht und widmen uns danach der Analyse ausgewählter DaF-Lehrwerke. Ziel des Workshops ist es, DaF-Lehrenden einen Überblick über Gütekriterien für Lehrwerke zu vermitteln und sie dadurch bei der Orientierung auf dem bildungsmedialen Markt zu unterstützen. So werden wir gemeinsam mit den Workshop-Teilnehmerinnen und -Teilnehmern mögliche Auswahl- und Analysekriterien für DaF-Lehrwerke – auch in Auseinandersetzung mit bestehenden Analysemodellen – erarbeiten und diese exemplarisch an DaF-Lehrwerken erproben sowie hinsichtlich ihrer Praktikabilität und Relevanz prüfen.
Wer an einer Hochschule eine Fremdsprache lernt, hat in der Regel bereits reichlich Erfahrungen mit dem Lernen anderer Fremdsprachen gesammelt. Mit dem Label „Tertiärsprache“ werden Fremdsprachen bezeichnet, die nach anderen Fremdsprachen gelernt werden. Auch kommt es vor, dass an den Hochschulen zwei oder sogar noch mehr Fremdsprachen gleichzeitig gelernt werden. Für eine Fremdsprache wie Deutsch (und auch andere Fremdsprachen als Englisch) ist es der Regelfall, dass sie als Tertiärsprache(n) gelernt werden. Erstaunlicherweise wird dies im Fremdsprachenunterricht häufig kaum systematisch berücksichtigt. Welche Prozesse den Tertiärsprachenerwerb auszeichnen und wie man daran im Fremdsprachenunterricht an der Hochschule anknüpfen kann, wird im Zentrum des Workshops stehen. Wir werden dabei an Meinungen und Erfahrungen zum Fremdsprachenlernen und -lehren anknüpfen und überlegen, wie sie mit dem aktuellen Stand der Fremdsprachenerwerbsforschung zusammenpassen.
Handlungsorientierter Fremdsprachenunterricht braucht Phasen, in denen der Lerner und die Gruppe im Zentrum des Geschehens stehen. Wir tragen mit und in uns alles „Material“, um sinnvolle, effektive, befriedigende und manchmal sogar lustvolle Lernsituationen zu schaffen, mit deren Hilfe die den Lernern innewohnenden und in der Umgebung vorhandenen Ressourcen genutzt werden können. Die Übungen sind geeignet für Lernsituationen, in denen strukturell oder situationsgebunden kein Material zur Verfügung steht, in denen ein Methodenwechsel gefordert ist oder das Lernklima verbessert werden soll. Erweitern Sie Ihre Rolle als Lehrperson, begegnen Sie Ihren Kursteilnehmern auf neue, unmittelbare Weise.
Herkömmliche und moderne Materialien und Medien sind unzweifelhaft wichtige Hilfsmittel für den Fremdsprachenunterricht. Dennoch ist es für jede (Lern)Gruppe auch wichtig, im jeweiligen Kontext zu kommunizieren und zu (inter)agieren. Für eine gute Arbeits- und Gruppenatmosphäre ist entscheidend, dass Dozenten und Kursteilnehmer sich in möglichst vielen Facetten kennen und verstehen lernen. Jeder Teilnehmer an den Übungen wird auch sich selbst besser und anders kennenlernen. Letztlich sind die Übungen sprachunabhängig und interkulturell einsetzbar.
Viele Faktoren beeinflussen den Erfolg fremdsprachlichen Unterrichts. Dennoch ist es die Wirkung der Lehrkraft, die in besonderer Weise zu Buche schlägt. Lehrkräfte sind wirkmächtig, wie die Studien John Hatties Visible Learning (2008) und Visible Learning for Teachers (2011) nochmals eindrücklich bestätigten. Der Workshop nimmt Schlüsselkompetenzen in den Blick, die die Lehrkraft befähigen, zusammen mit den Lernenden einen lebendigen Deutschunterricht zu gestalten. Ferner sollen einige der Herausforderungen, solche Lehrkompetenzen durch Aus- und Fortbildung aufzubauen und zu entwickeln, erörtert werden.